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Lebensversicherung – Sicherheitspuffer schmelzen

Als große Verlierer der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) gehen unter anderem die Lebensversicherer hervor. Das Erbringen der Garantiezinsen von bis zu vier Prozent für Altverträge stellt sie vor immer größere Aufgaben. Die in Köln ansässige Ratingagentur Assekurata hat die Geschäftszahlen der Versicherer geprüft und kommt in ihrem „EKG-Check 2017“ zum Ergebnis, dass sich die Gesellschaften massiv strecken müssen, um positive Zahlen zu realisieren. Neben den rückläufigen Erträgen sind dafür auch die staatlichen Vorgaben zur Bildung der Zinszusatzreserve (ZZR) verantwortlich.

Verzinsung sinkt

Laut Assekurata verdeutlicht sich dies in der sogenannten Break-Even-Nettoverzinsung. Denn wie jede Gesellschaft, die mit Geldern arbeitet, sind auch Lebensversicherungsgesellschaften vom Ergebnis ihrer Kapitalanlagen abhängig. Dabei gilt, je höher die besagte Kennzahl ist, desto mehr Rendite muss der jeweilige Versicherer erwirtschaften, um rote Zahlen beim Rohertrag zu vermeiden. Im Vorjahr konnte eine Nettoverzinsung von 3,15 Prozent verwirklicht werden. „Dies bedeutet, dass eine Nettoverzinsung unter 3,15 Prozent rechnerisch zu einem negativen Branchen-Rohüberschuss geführt hätte“, erklärt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Assekurata. So reduzierte sich die Break-Even-Nettoverzinsung im Vergleich zum Jahr 2015 (3,22%) geringfügig. Seit 2011 - damals lag der Wert bei 2,39 Prozent - stieg sie fortlaufend an.

Auflösung von Bewertungsreserven

Im Jahr 2016 wurde eine Nettorendite in Höhe von 4,34 Prozent erzielt, d.h. 1,19 Prozentpunkte mehr, als zur Vermeidung von Verlusten notwendig. Diese Differenz bezeichnet man als Nettoverzinsungsmarge und weist den Saldo zwischen tatsächlich erzielten und der Break-Event-Nettoverzinsung aus. Laut der Ratingagentur wurde das positive Ergebnis allerdings teuer erkauft. Viele Versicherer veräußerten dafür Rentenpapiere aus Hochzinszeiten und haben somit bilanzielle Bewertungsreserven aufgelöst. „Dieses Vorgehen beeinträchtigt den Bestandszins der Kapitalanlagen und die Güte der Bilanzstruktur“, so Lars Heermann und er fügt ergänzend hinzu: „Bei den einzelnen Versicherern konnten wir große Unterschiede bei der Höhe der Nettoverzinsungsmarge feststellen, die sich zwischen null und vereinzelt weit über zehn Prozent einordnen.“ Assekurata weist explizit darauf hin, dass die Unterschiede nicht nur auf den prozentualen Anteil der Auflösung von Bewertungsreserven, sondern vor allem auch auf den Ertrag des jeweiligen Versicherungsbestandes begründet sind.

Ertragspuffer schmelzen weiter

Beängstigend ist, dass der Ertragspuffer zunehmend schwindet. Zieht man von der Nettorendite – den bereits genannten 4,34 Prozent – die ZZR und die Anforderungen an den Rechnungszins ab, der zur  Bedienung der Garantien gebraucht wird, so bleibt im Branchenschnitt lediglich 0,22 Prozent der Deckungsrückstellung übrig. Zum Vergleich, im Jahr 2014 lag dieser Satz bei 0,70 Prozent, sowie 2015 bei 0,44 Prozent. Damit hat sich der Puffer pro Geschäftsjahr um mindestens 20 Basispunkte verringert. Wie bereits erwähnt, sind dafür die zurückgehenden Kapiatalanlageerträge, sowie die Regelungen der ZZR verantwortlich.

Düsterer Ausblick

Besitzen Sie eine kapitalbildende Lebens- oder Rentenversicherung? Dann richten Sie zu den oben aufgeführten Punkten ihr Augenmerk auch darauf, dass sich mittlerweile einige Gesellschaften aus dem Geschäft zurückziehen, d.h. sie bieten keine Tarife dieser Art mehr an oder suchen sogar ausländische Investoren, die ihren Kundenbestand aufkaufen. Letzterer Weg wird in Branchenkreisen Run-off genannt. Auch von Seiten der EZB ist keine Hilfe in Sicht, denn eine Änderung der Nullzinspolitik ist weiterhin nicht zu erwarten. Hintergrund ist, vereinfacht dargestellt, viele EU-Staaten sind bis Oberkante Unterlippe verschuldet und können sich höhere Zinsen auf ihre Kredite schlicht und ergreifend nicht leisten.
 
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