Österreich legt Anleihe mit 100-jähriger Laufzeit auf
Die Alpenrepublik Österreich bringt als erster EU-Staat eine Anleihe mit hundertjähriger Laufzeit auf den Markt; verzinst wird das Papier mit 2,1 Prozent. Die Intention des Emittenten ist klar; er möchte sich den niedrigen Nominalzins möglichst lange sichern.
Anleihen bergen Risiken
Wesentlich interessanter ist die Frage, wer sich mit einer derart mickrigen Rendite begnügt und dabei sein Geld für 100 Jahre verleiht, denn schon im Falle eines geringen Zinsanstieges riskiert der Käufer hohe Kursverluste. Erhöhen sich die Zinsen in diesem Fall auf nur drei Prozent, sinkt der Anleihekurs nahezu auf Null. Wie berechnet sich der Kurs einer Anleihe? Es werden € 100 investiert; bei zwei Prozent Zinsen p.a. und einer Laufzeit von 100 Jahren ergibt das einen Wertzuwachs von 200 Prozent, oder € 200 des Anlagebetrages. Am Ende der Laufzeit fließt der anfangs aufgewendete Betrag von € 100 zzgl. € 200 an Zinsen zurück. Bei einer Rendite in Höhe von drei Prozent beträgt die Gesamtsumme € 400, d.h. € 300 Zinsen plus € 100 Investition. Will man aber bei einer zweiprozentigen Anleihe auf € 300 Ertrag (Anfangssumme zzgl. Zinsen) kommen, darf die Anleihe selbst nichts kosten. Was dann passiert, wenn der Zinssatz auf vier Prozent steigt, kann sich somit jeder selbst ausrechnen.
Wer kauft dieses Papier?
Wer sich ein derartiges Papier ins Depot legt, muss gewiss sein, dass die Zinsen nie wieder nach oben klettern. Oder der Anleger befürchtet noch Schlimmeres als den Kursverlust einer sicheren Anleihe. Für die österreichischen Rentenpapiere werden als Abnehmer institutionelle Anleger in Betracht gezogen, die mit einem sehr langen Anlagehorizont arbeiten. Um einen Teil ihrer späteren Zahlungsverpflichtungen erbringen zu können, wollen sie sich zumindest eine geringe Nominalverzinsung sichern.
Mehr Nachfrage als Angebot
Die Platzierung der Anleihe auf dem Markt verlief ohne Probleme. Die Nachfrage von € 6 Milliarden übertraf bei weitem das Emissionsvolumen in Höhe von € 3,5 Milliarden, dies berichtete das Bankenkonsortium, welches die Papiere in Umlauf brachte. Durch das immense Kaufinteresse reduzierte die Alpenrepublik die geplante Spanne für den Emissions-Spread um etwa ein halbes Prozent gegenüber der aktuellen 30-jährigen Staatsanleihe, die gegenwärtig bei rund 1,5 Prozent liegt.
Wahl des Zeitpunktes
Experten stellen sich die Frage – warum bringt Österreich diese Anleihe zum jetzigen Zeitpunkt auf den Markt? Man kann hier durchaus unterstellen, dass die Bundesfinanzierungsagentur die Gunst der Stunde nutzen will, weil sie der Meinung ist, die Niedrigzinsphase wird bald ein Ende finden. Eine Nominalverzinsung von 2,1 Prozent ist aber vergleichsweise teuer. Bei 10-jähriger Laufzeitbindung beträgt die Zinsbelastung nur rund ein Viertel davon. Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Niedrigzinsphase die tollsten Blüten treibt.
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